Wissenschaftliche Untersuchung der "Hamburger Schule"

Wirksamkeit von Coaching. Auf dem Bild das Logo der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, zhaw

Aktuell (Nov 2014): Erste Einblicke in Ergebnisse und Untersuchungsdesign:

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Hintergrund

Von Beratungen und anderen Interventionen fordert man heute Evidenzbasierung. Kurz umrissen versteht man darunter den Nachweis der Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und der Wissenschaftlichkeit (Theoretische Hinterlegung).

 

Das Institut für Selbstorganisiertes Coaching ISOCH in Hamburg bietet seit  2005 eine Ausbildung zum Systemischen Management Coach (SMC) an. Grundlage der Ausbildung ist eine festgelegte Methode als Coachingprozess und deren Handhabung. Die Anwendung des Coachingprozesses durch den Coachee  - bei Hilfestellung des Coach  - erfolgt unter der strikten Beachtung der Werte Freiheit, Freiwilligkeit, Ressourcenverfügung und Selbststeuerung aus Sicht des Klienten. Der Coachingansatz, definiert als Selbstorganisiertes Coaching, ermöglicht durch die Verlaufsstruktur des festgelegten Prozesses den systematischen Perspektivwechsel durch den Coachee, um Wahrnehmungserweiterungen auszulösen, Handlungsalternativen zu ermöglichen und zukünftige Entscheidungsfähigkeit zu sichern. Eine strikte Akzeptanz des Konstruktivismus und die systemische Sicht aus dem Blickwinkel des Klienten runden den Anspruch des ISOCH ab.

 

Die Absicht  der Ausbildung zum Coach ist es, den Absolventen theoretische Grundlagen und praktisches Können zu vermitteln, um mittels zur Verfügung gestellter Methoden und geforderter Haltungen im Coaching ihre zukünftigen Coachees möglichst wirksam zu unterstützen.

 

Auf diesem Hintergrund hat sich das ISOCH entschieden, einen weiteren Schritt in Richtung Evidenzbasierung zu tun und Coachings, die auf der Basis seiner Ausbildung durchgeführt werden in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW auf deren Wirksamkeit zu überprüfen.

 

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist die Messung der Wirksamkeit von Handlungskompetenz auslösenden Coachings, die auf einem definierten Coachingprozess und einer definierten Wertorientierung basieren.

 

Konzeption der Studie

Zur Beantwortung der Fragestellung wird ein sogenanntes Wartegruppendesign mit zufälliger Zuteilung der Coachees zu den Gruppen verwendet. Während die erste Gruppe der Coachees das Coaching sofort beginnt, erhalten es die Coachees der zweiten Gruppe mit einer gewissen Zeitverzögerung (Wartegruppe). Der Vorteil des Wartegruppendesigns liegt darin, dass niemandem das Coaching vorenthalten wird. Durch die zufällige Zuteilung der Coachees auf die beiden Gruppen kann zudem sichergestellt werden, dass gemessene Veränderungen kausal auf das Coaching, und nicht auf andere Einflussgrößen zurück zu führen  sind. 
Konkret bedeutet dies, dass von jedem teilnehmenden Coach zwei Coachees nach einem Zufallsverfahren entweder der Wartegruppe oder der Gruppe mit unmittelbarem Start zugeteilt werden.

 

Einordnung und Nutzen der Studie

Einzigartigkeit: Die Anlage der geplanten Studie zeichnet sich durch hohe Einzigartigkeit aus. Weltweit existieren nur eine Handvoll randomisierter Studien im Coaching. Die meisten davon wurden  zudem nicht mit Führungskräften, sondern mit Studenten durchgeführt.

Hohe interne und externe Validität: Unter interner Validität versteht man die Zulässigkeit des Kausalschluss von der Intervention (Prozesshandhabung) auf die Resultate. Mit der externen Validität wird Generalisierbarkeit eines Resultates auf andere Personen oder Situationen (Transfer der Güte des Coachingansatzes ISOCH) angesprochen. Die externe Validität wächst mit zunehmender Natürlichkeit der Untersuchungssituation und der Repräsentativität der Stichprobe. Beide Formen der Validität können in der geplanten Studie in hohem Maße sichergestellt werden.

• Natürliche Untersuchungssituation: Von einer natürlichen Untersuchungssituation spricht man dann, wenn das übliche Vorgehen der Praxis durch das Forschungsvorhaben nicht wesentlich verändert wird.

Durch die Datenerhebung und das Wartegruppendesign wird zwar in den Praxisprozess eingegriffen und es ist durchaus möglich, dass dies den Coach und den Coachee in ihrer Zusammenarbeit beeinflusst. Möglicherweise gibt sich der Coach ganz besonders Mühe, wenn er weiss, dass er und sein Coachee ‚unter Beobachtung‘ stehen. Dem gegenüber steht aber die professionelle Haltung, jedem Klienten das Bestmögliche zur Verfügung zu stellen.  

• Repräsentativität: Eine Stichprobe  ist dann repräsentativ, wenn sie sich in ihrer Zusammensetzung nicht wesentlich von der Grundgesamtheit unterscheidet. Die hier angesprochene Grundgesamtheit sind alle Coachings, die auf der Basis des ISOCH durchgeführt werden.

Da die Coachees während des Erhebungszeitraums fortlaufend in die Stichprobe aufgenommen werden, kann davon ausgegangen werden, dass sich die am Forschungsprojekt teilnehmenden Coachees nicht wesentlich von allen anderen Coachees unterscheiden werden.

 

Zusammenarbeit von Praxis und Forschung: Die Studie bietet der Praxis und der Forschung eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit und ein gemeinsames Lernfeld.

Legitimation von Coaching als Methode: Der Nachweis der  Wirksamkeit mittels einer gut konzipierten randomisierten Studie gilt als sogenannte state-of-the-art-Methode und trägt damit zur Legitimation von Coaching im Allgemeinen und hier im Besonderen des Coachingansatzes von ISOCH bei.

 

(Text: Prof. Künzli, ZHAW - mit freundlicher Genehmigung von Prof. Künzli veröffentlicht)